Mörike Liederabend

„Mörike-Liederabend des Collegium Cantabile am 03.07.2004“
Mit einem Mörike-Liederabend im Kath. Gemeindehaus St. Maria in Süßen feierte das Collegium Cantabile des Liederkranzes Germania Süßen gleich zwei Jubiläen: zum einen den 200. Geburtstag von Eduard Mörike und zum andern das 25-jährige Jubiläum der Chorgründung.
Dass man des bedeutenden schwäbischen Dichters, der ja auch als Pfarrer in unserer Region tätig war (Lorch, Ochsenwang...) gedenken wollte, ist durchaus naheliegend; dass man aber das „Mörike-Liederbuch“ op. 19 von Hugo Distler als Vertonung ausgewählt hatte, erscheint als geradezu symptomatisch für die Entwicklung, die der Chor in den letzten 25 Jahren genommen hat.
Diese Stücke sind, wie das Programmheft auch ausdrücklich erwähnte, ein zwar „berühmtes und von Kennern geschätztes Werk“, doch im landläufigen Sinne populär und gefällig und unmittelbar eingängig sind diese Kompositionen keinesfalls.
Hugo Distler, ein gelernter Kirchenmusiker, befleißigte sich eines Kompositionsstiles, der sich wie in den 20-er und 30-er Jahren üblich, bewusst gegen Romantizismen wendet und im Streben nach einer zeitgemäßen musikalischen Sprache eine modifizierte freie Tonalität entwickelte, welche harmonische Härten und Dissonanzen nicht scheute und bewusst durch rythmisch-metrische Assymetrien die gewohnte wohlgeordnete Phrasenstruktur aufbrach. Gleichzeitig aber griff er in seinem Kompositionsverfahren zurück auf Techniken und eine Ästhetik, wie sie Heinrich Schütz etwa 300 Jahre zuvor praktiziert hatte. Diese Symbiose verschiedener Stilelemente gepaart mit einem großen Respekt vor der Struktur des Textes führt zu jenem so unverwechselbaren Personalstil von Hugo Distler, der die Vertonung der Mörike-Gedichte so einzigartig macht.
In den 25 Jahre seit der Gründung des „Collegium Cantabile“ hat dieses Ensemble die Basis des Volksliedes nie verlassen, sich aber auch als damals noch „junger Chor“ schnell der internationalen Folklore und der Pop-Musik und dem Jazz zugewandt.  Doch der Chorleiter Günther Lehmann hat immer auch dafür gesorgt, dass das klassische Repertoire der Chormusik aus den verschiedenen Kulturepochen (Renaissance, Barock, Klassik, Romantik) möglichst stilgetreu und auf hohem sängerischen Niveau gepflegt wurde. Diese Aufführung des Mörike-Chorliederbuches war aber ein Aufbruch zu neuen Ufern, eine Herausforderung, die der Chor - man ist geneigt zu sagen „wie immer“ - überzeugend bewältigte. Immer wieder verblüffend, wie akribisch und gleichzeitig einfühlsam sich die Akteure auf den neuen Stil eingestellt hatten und die Lieder mit sicherem Gespür für die adäquate Darstellung vermitteln konnten. So erlag man nicht der Versuchung einer falschen unangemessenen Expressivität zu huldigen, Dynamik und Klangfarblichkeit waren nicht die primären Interpretationskategorien. Das Klangbild so transparent angelegt, dass die Linearität des Chorsatzes und die sensible gestaltete Textdeklamation eindeutig im Vordergrund stand. Auf diese Weise kamen dann eben die Texte von Mörike sehr präsent zur Geltung.
Allerdings hatte auch Karl Schönweiler, offensichtlich ein profunder Kenner von Mörike, einen erheblichen Anteil daran, dass das Literarische dieses Abends nicht zu kurz kam. Ohne zu dozieren, gelang es ihm auf sympathische Weise in seiner Moderation die ganze Komplexität des Dichters und seiner Gedichte dem Publikum nahe zu bringen. Ein rundum gelungenes Jubiläum also. Gratulation
Norbert Steinegger

 

 

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